Was ist was? OPL2 & OPL3, ihre Klone und Nachbauten

Lange bevor durch den General Midi Standard Wavetablemusik in DOS-Spielen alltagstauglich wurde, beherrschte charmante und ganz charakteristisch klingende FM-Musik die Ohren der Spieler. Den Anfang machte AdLib 1987, indem sie einen Yamaha OPL2 auf eine Platine löteten und damit einen Verkaufsschlager landeten. Die 9-stimmige Monomusik löste den bis dahin vorherrschenden PC-Speaker ab und konnte so die klangliche Lücke zu den Spiele-Konkurrenten Amiga, Commodore und den 8-Bit Konsolen ein gutes Stück weit schließen. Creative Technologies erweiterte die AdLib Karte und versah sie mit der Möglichkeit, auch Soundsamples unkompliziert abzuspielen, der SoundBlaster war geboren. Andere Hersteller, allen voran Aztech mit der SoundGalaxy Serie, aber auch MediaVision mit dem Thunderboard kopierten das Konzept und brachten kompatible Karten heraus, viele weniger bekannte Hersteller stellten noch immer Adlib-Klonkarten her.

Fast fünf Jahre später, 1992, ging es dann weiter und AdLib leistete erneut Pionierarbeit. Die AdLib GOLD 1000 mit Yamaha OPL3 kam auf den Markt. Diese Weiterentwicklung des Vorgängerchips beherrschte schon 18 Stimmen und auch Stereo. Der SoundBlaster Pro in Version 2, ebenfalls mit OPL3 ausgestattet, aber technisch und klanglich der AdLib GOLD 1000 bei weitem unterlegen, wurde nicht zuletzt wegen Creatives guten Kontakten zu den Spieleentwicklern schnell zu DEM Standard.

Dutzende andere Hersteller kopierten das Konzept und setzten dabei entweder wie die Originale auf einen OPL3, eine identisch klingende, mutmaßlich patentverletzend und/oder nach Ablauf des Patentschutzes hergestellte 1:1 Kopie (Klon) oder aber auf einen nachgebauten, zum Original kompatiblen, jedoch anders klingenden Schaltkreis.

In dieser (vorerst unvollständigen) Übersicht soll es darum gehen, welche Kopien und welche kompatiblen Synthesizer es gab. Sollte FM-Musik für einen Spieler wichtig sein, gibt es hier die nötigen Anhaltspunkte für die Suche nach einer bestimmten Karte mit den entsprechenden Soundchips.

 

OPL2-kompatible ISA-Soundkarten:

Label des FM-Chips: Klang: Schaltkreis ist: zu finden auf:
SS701 Yamaha OPL2 1:1 Kopie unbekanntem AdLib-Nachbau
5A12 Yamaha OPL2 1:1 Kopie Music Synthesizer II AdLib-Nachbau
KS8001 Yamaha OPL2 1:1 Kopie Protac Thunderboard Nachbau, Zoltrix AV 206 Audio Plus 1600, u.A.
SM64 Yamaha OPL2 1:1 Kopie SoundBlaster Pro 1 Nachbau (Sound Zapper)
MK6264 Yamaha OPL2 1:1 Kopie SB Pro 1 Nachbau MF-003
ST6012M6 Yamaha OPL2 1:1 Kopie SB Pro 1 Nachbau MF-003
Yamaha YM3812,
Yamaha YM3812F
FM1312
Yamaha OPL2 Yamaha OPL2 AdLib Music Synthesizer, SoundBlaster Serie:
CT1320, CT1330A, CT1350,
Aztech SoundGalaxy Serie:
NX, BX, BX2, NX II Extra,
Media Vision Thunderboard, Pro AudioSpectrum,
Rainbow Arts Soundman AdLib-Nachbau, ATI Stereo F/X

Zu OPL2-Zeiten war die Auswahl noch relativ übersichtlich und die Entscheidung ist einfach: Ist dem Retro-Spieler authentischer OPL2 Klang wichtig, und es soll unbedingt eine Modell mit OPL2 sein, kann beruhigt zu einer beliebigen Karte gegriffen werden, die einen der oben genannten FM-Chips enthält. Alle klingen wie die AdLib-Karten. Unterschiede gibt es jedoch im Rauschverhalten und im Dynamikumfang der Karten. Einige Karten setzen Hochpass- oder Tiefpassfilter ein, die den Frequenzbereich, der zum Lautsprecher kommt, verändert.
Da OPL2 Karten im Verhältnis zu den vielen anderen Soundkarten mittlerweile (2016) schon relativ selten sind, kann auch zu OPL3-basierten Karten gegriffen werden. Diese sind abwärtskompatibel zu OPL2 und klingen sehr ähnlich, wenn auch nicht identisch.

 

OPL3-kompatible ISA-Soundkarten:

Label des FM-Chips:
Klang:
Schaltkreis ist: zu finden auf:
CS4289 abweichend vom Original, ordentlicher OPL3-Klang Nachbau Crystal CS4232-basierten ISA-Soundkarten
S-062 Yamaha OPL3 1:1 Kopie ALS100 Soundkarten, z.B. auf MA5ASOUND
LS-212 Yamaha OPL3 1:1 Kopie Aztech NX Pro 16 Karten, ALS100 Soundkarten, OPTi 924 / 929 Soundkarten
LS245 Yamaha OPL3 1:1 Kopie ALS100 Soundkarten
LS-262, LS262 Yamaha OPL3 1:1 Kopie ALS100 Soundkarten, OPTi 924 / 929 Soundkarten
LS-2622, LS2622 Yamaha OPL3 1:1 Kopie Gallant SC-6000, einigen ESS688 Karten
DSP24, DSP24S Yamaha OPL3 1:1 Kopie Shuttle HOT-233, ProComp Pro Multimedia, AV307, …
DXP44Q Yamaha OPL3 1:1 Kopie Creative VibraS-basiertem SoundBlaster 16 Klon, OPTi930 Soundkarte, Pine PT-201 ESS 688 Soundkarte, Gallant SC-6600, u.A.
FT6116-100 Yamaha OPL3 1:1 Kopie Pro16PNP-4 u.A. ALS100
ES688FZ, ES1688, ES1788, ES1888, ES1868, ES1869 abweichend vom Original, sehr guter OPL3-Klang „ESFM“ Eigen-entwicklung diversen ESS-basierten Soundkarten
Crystal CS4235, CS4236, CS4237 in diversen Revisionen abweichend vom Original, ordentlicher OPL3-Klang Nachbau diversen Crystal-basierten Soundkarten, u.A. Terratec EWS64 L/XL, Guillemot MaxiSound 32 / 64, AdLib MSC 16 / 32
dream SAM9233 abweichend vom Original Nachbau diversen dream-basierten Wavetablesoundkarten, u.A. Terratec Maestro 16/96, 32/96, AdLib ASB64
AnalogDevices AD1816 in diversen Revisionen abweichend vom Original Nachbau diversen AD-basierten Soundkarten, u.A. Terratec EWS64S, Terratec Base1, HighScreen SoundBoostar
AvanceLogic ALS 100+, ALS120, ALS120+ abweichend vom Original Nachbau diverse SoundBlaster 16 Nachbauten
OPTi 925, OPTi 931, OPTi 933 abweichend vom Original, sehr interessante Dynamik „OPTiFM“ Eigen-entwicklung diversen späten Budget Soundkarten, u.A auf Typhoon Sound System Wave-3D und Shuttle Sound System 48 Wave
Aztech AZT2320 Yamaha OPL3 lizensierte Integration diversen späten Aztech ISA-Soundkarten
Creative CT1747 Yamaha OPL3 lizensierte Integration diversen SoundBlaster 16 und AWE32 Karten, u.A: , CT2230, CT2760, CT2770, CT3900, CT3980
ViBRA16XV CT2511,
ViBRA16C CT2505,
CT2502 (SB32), CT1749 (AWE32 / SB32), AWE Creative CT8903 (SB32, AWE64)
abweichend vom Original „CQM“ Eigen- entwicklung diversen SoundBlaster (16) Vibra-C und Vibra-VX Karten, in sämtlichen SoundBlaster 32 und AWE64 Karten sowie in diversen AWE32 Karten, u.A.: CT2960, CT3600, CT3620, CT3670, CT3990, CT4500, CT4520, CT4380, CT4390
Yamaha YMF-262, YMF-262M, YMF-718, YMF-719 Yamaha OPL3 Yamaha OPL3 der legendären AdLib GOLD 1000, auf diversen SoundBlaster Pro 2 und SoundBlaster 16 Karten, u.A.: CT1600, CT1690, CT2600, CT1730, CT1740, CT1750,CT1770
diversen Aztech SoundGalaxy (Pro + 16) Karten, MediaVision Pro AudioSpectrum (Plus + 16), vielen Turtle Beach Soundkarten und zahllosen anderen.
Yamaha YMF278B-F Yamaha OPL3 Yamaha OPL4 (abwärtskompatibel zu Yamaha OPL3) diversen OPL4-basierten Wavetablesoundkarten, u.A. Logitech SoundMan Wave, AudioTrix Pro, Miro PCM1 Pro, PCM10, PCM12, PCM20, Mozart WaveTable, Yamaha SW-20

Die Situation wird komplexer, wenn sich der Retro-Spieler für eine Soundkarte entscheiden möchte, die in jedem Fall gute OPL3-Musik bietet. Es gibt drei Gruppen von FM-Chips: Solche mit Original Yamaha OPL3, welche mit einer gleichklingenden Kopie und solche mit einem andersklingenden Nachbau. Je wichtiger OPL3, desto eher würde ich zu einer Karte mit Originalchip raten, am besten zu einem Modell mit entsprechend hochwertigen Wandlern und guter Abschirmung für ein sauberes, klares Klangerlebnis. Hier bieten sich z.B. die hochwertigen Karten von Turtle Beach an, es kommen aber auch bestimmte Modelle von Creative und Aztech in Betracht.

Bei Creatives AWE32 und AWE64 Soundkarten ist es möglich, Reverb- und Choruseffekte des EMU8000 Synthesizers auf die FM-Musik zu legen, was den Klang zwar verfälscht, aber zu einem neuen, interessanten Spieleerlebnis führt. Bei der Modellauswahl ist es wichtig, zwischen Modellen mit echtem OPL3 und solchen mit „CQM“-getaufter Eigenentwicklung zu unterscheiden.

Für viele Retro-Spieler gehören ein gewisses Rauschen oder Nebengeräusche einfach mit dazu. Wen heute nicht stört, was früher (objektiv) schlechter war, kann im Prinzip zu jeglicher Karte mit originalem Yamaha OPL3 oder einer 1:1 Kopie greifen – Sie werden nicht enttäuscht werden!

Retro-Einsteiger, die ersteinmal nicht so viel Geld in eine Soundkarte investieren wollen, finden vielleicht nicht auf Anhieb eine Karte mit echtem OPL3 oder Kopie. Für diese Zielgruppe bietet sich eine kostengünstige Karte mit ESS-Chip an. Diese hat einen eigenentwickelten FM-Synthesizer (ESFM), der einen sehr gelungenen OPL3-Klang bietet. Die Ersparnis ist nicht unerheblich: Seit Jahren kann ich in meinem Shop ESS-Karten etwa um die Hälfte günstiger anbieten als solche mit echtem OPL3-Chip.

Die Nachbauten von Creative, Crystal, AvanceLogic und AnalogDevices sind nicht durch die Bank schlecht, aber oftmals gerade im für alte Spiele wichtigen OPL2-Modus nicht besonders akkurat.

Irgendwann möchte ich auch gerne Recordings anbieten, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen verdeutlichen. Bis es soweit ist, verweise ich auf „The grand OPL3 comparison run“ , der von vogons-User MaxWar ins Leben gerufen wurde.

6 Gedanken zu „Was ist was? OPL2 & OPL3, ihre Klone und Nachbauten

  • 2. September 2021 um 03:28
    Permalink

    Ls245 muss raus. Hat nichts mit Klangerzeugung zu tun.

    Antwort
    • 2. September 2021 um 03:45
      Permalink

      Habe gerade selbst noch recherchiert. Kannte den 245 nur ala 74x Baustein. Ist in dem Fall aber doch ein Opl clone. Man lernt wohl nie aus! Lg Paddy

      Antwort
  • 16. September 2018 um 23:41
    Permalink

    Good article, helped me double checl a chip on one of my cards.

    Just though I would include one incorrect thing though.
    LS245 is a CDROM bus driver chip, not an OPL3 clone.

    Antwort
    • 22. September 2018 um 14:27
      Permalink

      Hello,
      thanks for commenting. In the case of the ALS100 sound card mentioned, the LS245 is indeed a OPL3 clone chip. It is a 20-pin chip.

      Best regards
      Fabian / AmoRetro

      Antwort
  • 21. August 2018 um 13:16
    Permalink

    Entäuschend was aus ihrer Webseite geworden ist !
    Die alte war so schön klassisch ! Hatte sie gerade erst entdeckt und mich gefreut das es eine Webseite gibt die so cool
    aussieht, und auch noch reviews von Hardware hat, und kurz darauf wird auf diese extrem langweilige grau aus weiß, Blog, flat Optik umgestellt. Gratulation ! Jetzt sieht die Seite aus wie andere im Netz, genau so langweilig anzusehen, genau so langsam, genau so umständlich in der Bedienung.

    Antwort
  • 17. März 2017 um 23:28
    Permalink

    Danke für diese tolle Übersicht! Ich habe mich schon bei vielen Soundkarten gefragt, was für ein Musikchip verbaut ist und wie der wohl klingen mag. Jetzt weiß ich schon viel mehr – großartig!

    Antwort

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